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Die Pathologie der Maulhöhle

Was bedeutet Pathologie?

Pathologie ist die Lehre von abnormen und krankhaften Vorgängen im Körper. Hier nun einige Beispiele, was im Pferdemaul so alles passieren oder schiefgehen kann und welche Folgen dies haben kann....

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Äußerliche Symptome:
  • ungewöhnliches Verhalten während der Futteraufnahme
  • Wickel kauen
  • Futter fällt raus
  • Fressunlust oder selektives Fressen (nur Kraftfutter)
  • Abmagern
  • Kotwasser
  • Mundgeruch
  • Viele unverdaute Körner im Kot
  • Koliken und Schlundverstopfung, Durchfall
  • Ekzeme oder ähnliche Hautprobleme
  • Mauke
  • ggfls. Hufrehe
  • Speichelfluss
  • Blutiger oder eitriger Ausfluss (Mund/Nase)
  • Kopfschütteln
  • Schwellung der Kiefer
  • etc.
Symptome beim Reiten:
  • Stellungsprobleme
  • Hochwerfen des Kopfes
  • Übermäßiges Kauen auf dem Gebiß
  • Zunge hängt raus
  • Zungenspitze wird blau
  • Steigen
  • Kopfscheue
  • Rosa Schaum
  • Keine Anlehnung
  • Kein Nachgeben im Hals
  • Blockieren
  • etc.

Durch ein mangelhaftes Gebiss und die damit verbundene mangelhafte Fähigkeit das Futter zu verkleinern können jedoch auch weit schwerwiegendere Probleme auftreten.

Studien haben gezeigt, dass die Faserlänge des Futters dafür verantwortlich ist, wie lange das Futter im Dickdarm verbleibt. Das Pferd zerkaut sein Futter normalerweise zu Faserstücken kleiner 1,6mm. Diese haben die optimale Geschwindigkeit im Darm. Bei Längen über 2mm kommt es schon zu Verzögerungen. Ist das Futter 1-2cm lang, dann bleibt es bis zu einer Woche im Darm! 

Die Stängel geraten also kaum zerkaut in den Darm, wo sie zu verlangsamter Darmpassage und damit zu Fehlgärungen führen. Bei andauernden Störungen der Nahrungsaufnahme sind Störungen der Leber und Nieren keine Seltenheit.

Symptome für einen gestörten Stoffwechsel:

Häufig wird das Blutbild herangezogen, um zu erfahren, was im Inneren des Pferdes vor sich geht. Bei diesen Werten ist aber Vorsicht angesagt. Sehr viele Rezeptoren im Körper entnehmen ihre Werte aus dem Blut. Daher ist der Körper bemüht, dessen Zusammensetzung so lange wie möglich konstant zu halten. Im Gewebe kann also längst ein Mangel oder Überschuss vorhanden sein, bevor dieser im Blut zu sehen ist. Auch Schäden der Leber und der Nieren werden im Blutbild erst sichtbar, wenn 60-70% des Organs geschädigt sind! Daher sollte man auf so genannte Frühmarker achten, die anzeigen, dass im Stoffwechsel etwas nicht stimmt.

 „Frühmarker“ für Leber-Probleme

  • Stichelhaare
  • Gallen an den Fesseln und Sprunggelenken
  • Sehnenprobleme wie Rupturen oder Zerrungen
  • Angelaufene Beine
  • Blauer Schimmer auf den Augen, wiederholte Augenentzündungen
  • Hungerhaare, also einzelne lange Haare im normalen Fell, häufig im Winterfell
  • Streifen im Fell am Rumpf, die etwa 2cm Abstand haben und vom Rücken Richtung Bauch verlaufen
  • Dunkle Fellflecke, die besonders bei Füchsen im Bereich Flanke oder Kruppe auftreten
  • Gewichtsverlust oder schlechte Gewichtszunahme, mangelnder Appetit
  • Leistungsabfall oder schlechter Konditionsaufbau
  • Lethargie, häufiges Gähnen, Flehmen
  • Aufgezogener Bauch
  • Häufige leichte Koliken
  • Veränderte Kotkonsistenz
  • Hautprobleme, Juckreiz

 „Frühmarker“ für Nieren-Probleme

  • Stumpfes Fell, vor allem wenn das Haar am Ende „Häkchen“ macht
  • Angeschwollene Nierenregion, also der Bereich hinter dem Sattel
  • Deutlich eingefallene Flanken vor den Hüfthöckern
  • Schlechter oder verlangsamter Fellwechsel, dünnes Winterfell
  • Hautprobleme wie
    • Ekzeme, Sommerekzem
    • Mauke, Raspe
    • Neigung zu Phlegmone
    • Nesselfieber
    • Überempfindlichkeit gegen Insektenstiche, Wasch- oder Pflegemittel
    • Genereller Juckreiz
    • Warzen und Sarkoide
    • Neigung zu Pilzen, Haarlingen und andere Ektoparasiten
    • Generelle Überempfindlichkeit der Haut
  • Hufrehe
  • Hufabszesse, Strahlfäule
  • Ödeme, wie
    • Angelaufene Beine, „Ruhetagsphlegmone“
    • schwammige Sprung- oder Karpalgelenke
    • geschwollener, fester Halskamm
    • Ödem-Polster an den Flanken, oft mit Fettpolstern verwechselt
  • Allergien
  • Schlechte Wundheilung
  • Untypisches Schwitzverhalten, also zu starkes oder zu schwaches Schwitzen, Hyperventilation durch mangelndes Schwitzen
  • Erhebliches oder zu schwaches Saufen, zu viel oder zu wenig Urin
  • „Fressen“ von Salz- oder Minerallecksteinen

Stoffwechselkrankheiten und Stoffwechselstörungen

Hier muss man unterscheiden zwischen klinisch anerkannten Krankheiten und Störungen des Stoffwechsels. Bei den Krankheiten wiederum unterscheidet man zwischen solchen, bei denen eindeutig die Ursache bekannt ist und solchen, bei denen man zwar eine Anzahl von Symptomen erkennen kann, die Ursache aber noch nicht geklärt ist. Letztere werden in der Regel als „Syndrom“ bezeichnet. So scheint es gerade beim Cushing zwei Formen zu geben. Die eine ist auf einen Tumor an der Hypophyse, das Hypophysenadenom zurück zu führen. Diese Pferde erkranken in der Regel erst im hohen Alter und können häufig selbst mit medikamentöser Behandlung nur über relativ kurze Zeit stabil gehalten werden, bis sie an einer massiven Hormonstörung eingehen. Es gibt aber auch viele Pferde mit offensichtlichen Cushing-Symptomen, die auf eine Umstellung der Fütterung und Sanierung des Stoffwechsels so gut ansprechen, dass die Symptome ohne medikamentöse Behandlung verschwinden. Offenbar handelt es sich hier um eine Stoffwechselstörung, die umkehrbar ist, wenn sie rechtzeitig richtig behandelt wird.

Zu den anerkannten Stoffwechselkrankheiten, wenn auch teilweise mit strittiger oder unbekannter Ursache, gehören:

  • Equines Cushing Syndrom, Cushing, ECS
  • Equines Metabolisches Syndrom, EMS
  • Insulinresistenz, auch als „Pferde-Diabetes“ bezeichnet, die meist in Zusammenhang mit Cushing oder EMS auftritt
  • Polysaccharid-Speicher Myopathie, PSSM
  • Kreuzverschlag
  • Hufrehe
  • Osteochondrosis dissecans, OCD, Chips, Gelenkmäuse
  • Strahlbein- und Gleichbein-Erkrankungen sowie Wobbler-Syndrom, die vor allem bei jungen Pferden auftreten
  • Sommerekzem
  • Chronische Mauke oder Raspe
  • Arthrosen und Knochenzysten bei jungen Pferden

Daneben gibt es auch eine seit einigen Jahren diagnostizierbare Störung des Entgiftungsstoffwechsels der Leber. Diese Störung wird in Anlehnung an eine ähnliche Erkrankung beim Menschen als Kryptopyrrolurie (KPU) bezeichnet, allerdings sind Ursache und Therapie beim Pferd völlig anders als beim Menschen. Symptome, die auf eine KPU beim Pferd hinweisen sind:

  • Alle Hinweise auf Leber- und Nierenprobleme (siehe oben)
  • Wiederkehrende Koliken, trotz optimaler Haltung und Fütterung
  • Probleme im Bewegungsapparat wie intermittierende Lahmheiten, Rückenverspannungen, die nicht muskulär oder osteopathisch erklärbar sind
  • Kotwasser, Durchfälle trotz pferdegerechter Fütterung
  • Chronischer Husten, therapieresistenter Husten
  • Anfälligkeit für Überbeine, Knochendemineralisierung, Zahndemineralisierung
  • Multimorbide Pferde, d.h. viele verschiedene, z.T. schwer definierbare Krankheitszustände
  • Non-responder, also Pferde, die auf Therapien nicht oder viel zu schwach ansprechen

Bei all den oben genannten Symptomen macht es ergo durchaus Sinn neben Überprüfung der Haltung und Ernährung, die Zähne in Betracht zu ziehen und ggfls. behandeln zu lassen. 

Chronische Probleme lassen sich durch regelmäßige Zahnpflege leicht verhindern, daher sollte jedes domestizierte Pferd einen Anspruch auf regelmäßige Zahnchecks und bei Bedarf auch auf eine Behandlung haben, denn diese Funktionsoptimierung ist eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit, Leistungsbereitschaft und das Wohlbefinden unserer Pferde und sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

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